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Zwischen den Welten

„Zwischen den Welten“

SOMMERAUSSTELLUNG mit

JULIE DE KEZEL | GLENN DE COCK | LORETTA LUX | TRACEY SNELLING | KLAUS PICHLER | MAXIMILIAN PRÜFER 

ERÖFFNUNG

SAMSTAG, 29. Juni 2024, 17 Uhr
18 Uhr „WIE GEHT KUNST?“ Rundgang und Gespräch mit Alexander Timtschenko und den Künstler*innen

SONNTAG, 30.6., 10 Uhr, Kunst-Frühstück im Gasthof zur Post | Ranfels

Die Ausstellung in der Wunderkammer kann bis Oktober nach schriftlicher oder telefonischer Anmeldung besichtigt werden. Anmeldung unter kontakt@burg-ranfels.de | 0172 – 8511464

Nach „Aliens im Wald“ von Hans Lankes bezieht sich auch die große Sommerausstellung 2024 mit dem Titel „Zwischen den Welten“ augenzwinkernd auf geheimnisvolle Paralleluniversen, die uns in der Literatur und im Film schon immer faszinieren. 

In der bekanntesten und erfolgreichsten Science-Fiction-Reihe dieses Planeten ist die Welt zwischen den Welten ein geheimnisvoller und grenzenloser Ort, losgelöst von Zeit und Raum. Er ist bevölkert mit Lebensformen jeder erdenklichen Art und besteht aus einer unendlichen Ansammlung von labyrinthischen Wegen und Türen, versehen mit unterschiedlichsten Symbolen und Zeichen. Sechs Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland beschäftigen sich mit diesen alternativen Realitäten und zeigen ihre Arbeiten bis Oktober auf Burg Ranfels.

 


Illustration Welt zwischen den Welten aus dem STAR WARS-Universum

Impressionen der Vernissage

Künstler

JULIE DE KEZEL

Die Belgierin Julie De Kezel beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit mythologischen Lebensformen und biodiversen Organismen. Ihre Installationen, 3D-Skulpturen, Videos und Objekte setzen sich mit Themen zwischen Wissenschaft und Kunst auseinander und zeichnen sich gleichzeitig durch eine einzigartige Leichtigkeit und Poesie aus. De Kezel setzt dabei bewusst auf visuelle Effekte und Reize aus sozialen Medien, der Modeindustrie und der  Popkultur, um vermeintlich gegensätzliche Themen in ein neues Licht zu rücken.

Gleichzeitig lotet die Künstlerin auf faszinierende Weise das Verhältnis von Mikro- und Makrokosmos aus, entdeckt Ähnliches und Gleiches im vermeintlich Verschiedenem. Die Ergebnisse dieser Forschung präsentiert sie eindrucksvoll in ihrem künstlerischen Werk, wobei sie sich immer wieder neu erfindet.  So werden in einer Werkserie mikroskopisch kleine Strukturen in einem Blumenstrauß sichtbar, in anderen Arbeiten bilden flämische mittelalterliche Miniaturen aus dem 8. bis 16. Jahrhundert das Zentrum einer gigantischen, in den Ausstellungsraum wuchernden Installation. 

Julie de Kezel überlässt in ihrem künstlerischen Tun nichts dem Zufall. Vor dem kreativen Prozess sammelt und studiert sie aktuelle wissenschaftliche Texte aber auch mittelalterliche Schriften, die Ihre Werke beeinflussen oder sogar selbst Bestandteil Ihrer Kunst werden. Hochauflösende Videos und 3D-Drucke in Perfektion werden so in Verbindung mit Zaubertränken und organischem Material zu einem homogenen Gefüge und überraschen uns mit einem ganz eigenen und überwältigenden Blick auf eine andere Welt.

Julie de Kezel, *1995


GLENN DE COCK

Glenn de Cocks künstlerisches Werk ist maßgeblich vom Fantasy-Genre und modernster Videospiel-Ästhetik geprägt. Mit unterschiedlichsten Materialien und Medien entführt er uns in eine Welt, die von surrealen Figuren und mythischen Zeichen bevölkert ist und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in einer Art melancholischen Nostalgie verschwimmen lässt.

De Cock bedient sich einer einzigartigen Bildsprache, die Pop-Art, Comics, Science-Fiction und Religion streift, aber auch Bezüge zu bildenden Künstlern wie Jonathan Meese oder Andy Hope 1930 nicht verleugnet. Seine wiederkehrenden Figuren sind mehr als nur Motive, sie stellen Alter Egos des Künstlers dar und verkörpern verschiedene Aspekte seiner Identität und seines Schaffens. Es sind fiktive Charaktere aus einer scheinbar zeit-, raum- und hierarchielosen Sphäre. De Cock dekonstruiert und rekonstruiert Elemente aus Massenkultur und Kunstgeschichte und erfindet so neue Bedeutungsebenen. 

In diesem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzeugt De Cock eine Art mediale und zeitliche Verwirrung, die zum Nachdenken über die Rolle der Geschichte in der Gegenwart anregt, manchmal sogar zwingt. 

Glenn de Cock, *1994

→ Julie de Kezel und Glenn de Cock sind seit Anfang Juni 2024 Artists in Residence auf Burg Ranfels, in der Ausstellung „Zwischen den Welten“ präsentieren sie bestehenden und vor Ort entstandene Kunstwerken. 


LORETTA LUX

„Ich glaube, dass der Mensch von der natürlichen Welt entfremdet ist. Die Industrialisierung und die Zerstörung der natürlichen Umwelt haben es dem Menschen unmöglich gemacht, sich in der Welt zu Hause zu fühlen.“ 

Loretta Lux, gebürtige Dresdnerin, studierte in München Malerei, bevor sie 1999 anfing, zu fotografieren. Und In der Tat fällt es schwer, ihre pastelligen, beinahe aseptisch wirkenden Bilder als Fotografie zu identifizieren. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass es sich bei den monochromen, unstrukturierten Hintergründen häufig um gemalte Hinzufügungen handelt. Entscheidend ist vielmehr, wie sorgfältig, ja rigide die Porträts durchkomponiert sind und sie so an die alten Meister der Malerei erinnern.

Ihre Modelle, die sie vor einer weißen Wand ablichtet, platziert Lux in kargen Landschaften mit niedrigem Horizont oder in Innenräumen, die spartanisch möbliert sind. 

Die dargestellten Kinder, vielfach Kinder von Freunden, wirken wie Porzellanpuppen mit seltsam entleertem Gesichtsausdruck in unvorteilhaft altmodische Kleider gesteckt. 

Loretta Lux künstlerischer Erfolg lässt sich an der Anzahl der öffentlichen Einrichtungen, die im Besitz ihrer Arbeiten sind, ablesen.  In 17 Sammlungen – hauptsächlich in den USA – ist sie vertreten. In ihrem Werk bekommt nicht die Malerei fotografischen Charakter wie bei den Fotorealisten, sondern umgekehrt die Fotografie malerischen Charakter. Diese seltsame Erstarrung mag von der korsettierten Vorstellung von Kindheit früherer Zeiten inspiriert sein.

„Ich mochte die Unordnung im Umgang mit Pigmenten, Öl und Terpentin nicht“, erklärt Lux in einem Interview. „Ich denke immer noch wie ein Maler, vor allem in der Art und Weise, wie ich meine Bilder strukturiere. Die Kamera ist einfach ein Werkzeug, das ich benutze, aber der Prozess ist psychologisch und ähnelt viel mehr der Malerei als der Fotografie.“

Ihre „imaginären Porträts“, wie Loretta Lux selbst ihre Fotografien nennt, gehören nach wie vor zu den faszinierendsten Interpretationen der Kindheit. Burg Ranfels präsentiert mit „The Red Ball 1“ eines der bekanntesten Bilder der Künstlerin.

Loretta Lux  THE RED BALL 1 (2000)
Loretta Lux MILO 2 (2004) 

Loretta Lux, *1969 in Dresden

Ausstellungen (Auswahl), Torch Gallery, Amsterdam, Manezh Central Exhibition Hall, Moskau, Yossi Milo Gallery, New York, Kulturhuset Stockholm, Galleria Cara Sozanni, Mailand, Musrara, the Naggar School of Art, Jerusalem


TRACEY SNELLING

Die US-Amerikanerin Tracey Snelling ist besonders durch multimediale Objekte bekannt, die man als urbane Plastiken bezeichnen kann. Manchmal imitieren sie eine Landschaft mit Versatzstücken aus Architektur und Natur, real und absurd zugleich, dann wieder streben sie wie archaische Wolkenkratzer, deren Fenster, Türen und Vorsprünge eine Unzahl von Lichtquellen und Miniaturmonitoren beherbergen, nach oben und erzeugen dabei ein visuelles und akustisches Feuerwerk, das zum Stereotyp eines städtischen Bild- und Klangteppichs wird. Trotz ihrer Größe von bis zu 4m Höhe muten sie aufgrund ihrer komplexen Struktur und Haptik wie Miniaturmodelle an und erzeugen dadurch eine subtile Wirklichkeit, die den Betrachter glauben lässt, er wäre Gulliver im Lande Liliput. 

Eine andere Werkgruppe Snellings, die „Livesize Rooms“, lebensgroße, wie Bühnenbilder anmutende Installationen. Sie erlauben dem Betrachter einen voyeuristischen Blick in hyperrealistisch gestaltete Räume, die in ihrer Individualität stereotype Vermutungen über ihre abwesenden Bewohner*innen hervorrufen, so als wären sie gerade nur kurz zum Einkaufen oder nach nebenan gegangen.

Hin und wieder kehren diese Bewohner jedoch zurück, um in Live-Performances von tiefen, dunklen Abgründen, von Einsamkeit und Angst aber auch von unbändiger Freude, ungezügelter Leidenschaft und bedingungsloser Liebe zu erzählen.

„Tell me you love me“, ein Video von einer solchen Performance, in dem die Künstlerin selbst als Protagonistin in einem sogenannten „Love Hotel“ in Tokio zu sehen ist, zeigt die Ausstellung „Zwischen den Welten“. 2025 werden weitere Arbeiten, Skulpturen und Objekte von Tracey Snelling auf Burg Ranfels präsentiert. 

Tracey Snelling, *1970 Oakland, USA

Lebt und arbeitet in Berlin. 
2024 How We Live, Haus am Lützowplatz, Berlin
2024 About Us, The Human Safety Net, Generali, Venedig
2023, Tenement Rising, Museo di Arte Contemporanea Palazzo Forti, Verona
2023 Tell me you love me, Tokyo Arts and Space, Hongo, Tokyo
2021 A Poem is a City, video in rotation on SFE, Paris
2020 I can’t forget you, Cokkie Snoei, Rotterdam
2019 58. Venice Biennale, Shanghai/Chongqing Hot Pot/Mixtape, in collaboration with Swatch, Arsenale, Venedig
2018 Asphalt Jungle, Jules Maeght Gallery, San Francisco


KLAUS PICHLER

Klaus Pichlers fotografisches Interesse gilt den übersehenen Aspekten des Alltags, der Beziehung zwischen Mensch und Landschaft und dem Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft, Gesellschaftspolitik und Medienkultur. Für die Fotoserie ‚Just the two of us‘ hat Klaus Pichler Menschen mit aufwändigen Verkleidungen besucht und in ihren Wohnungen fotografiert. Der Ort der Fotos ist kein Zufall: nirgendwo anders ist die Verbindung zwischen dem Menschen unter der Maske und seinem Alter Ego so stark wie im eigenen Zuhause. Die Verkleidungen, meistens Ganzkörperkostüme,  die die ‚zivile‘ Person gänzlich überdecken, repräsentieren dieses andere Ich. Die Wohnung fungiert quasi als ‚Kulisse‘ der Bildinszenierung und gibt vorsichtig Auskunft über die Person, die sich unter der Verkleidung versteckt. 

Einmal jemand anderer sein, wer träumt nicht davon? Eine Möglichkeit, sich eine andere Identität zu schaffen, ist diese zweite Haut, die von außen mit anderen Augen wahrgenommen wird. In der Fotostrecke ‚Just the two of us‘, die international große Beachtung fand, beschäftigt sich Klaus Pichler mit beidem: mit der Verkleidung und dem Menschen darunter.

Klaus Pichler, *1977 Österreich

Studium der Landschaftsarchitektur, Wien; seit 2005 freiberuflicher Fotograf. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland (Auswahl)

2024 (upc.) ‘The Petunia Carnage’, Stadthaus Ulm
2022 ‘One Third’, United Nations, Istanbul
2019 ‘Self storage’, Museum of Industrial Culture, Moskau              
2018 ‘One Third’ at Provinciehuis, The Hague                        
2017 ‘Golden days before they end’, Photon Gallery, Ljubljana  
2017 ‘This will change your life forever’, Anzenberger Gallery, Wie
2016 ‘Golden Days’, Kunsthalle Graz, Graz
2014 ‘Just the two of us’, Galerie Rockelmann&, Berlin
2014 ‘One Third’, European Economic and Social Forum, Brüssel
2014 ‘Just the two of us’, Kunsthalle Graz, Graz
2014 ‘One Third’, UN FAO Asia Headquarter, Hong Kong


MAXIMILIAN PRÜFER

Bei genauer Betrachtung schwebt auch die Arbeit „Arrows“ von Maximilian Prüfer buchstäblich zwischen den Welten. In einem beinahe klinisch wirkenden Display sind fünf HighTech-Pfeile fixiert. Auf den fünf Pfeilen aus ultraleichtem Carbon stecken neolithische Pfeilspitzen aus Feuerstein. Durch die Verbindung von hochmodernem Material mit archäologischen Fundstücken überwindet Maximilian Prüfer mit seinen „Arrows“ Zeit und Raum. „Die Arbeit ist wie ein Zeitstrahl und eine Reflexion, ob und wie wir uns als Menschheit in den letzten 10.000 Jahren entwickelt haben“. 

Zu sehen sind außerdem vier Arbeiten von Prüfer aus der Reihe „Naturantypien“. Hier lässt Prüfer in einem aufwändigen Verfahren feinste Spuren aus der Natur sichtbar werden. Dafür studiert er Phänomene aus der Natur sowie Verhaltensweisen von Tieren, meist Insekten.  Durch gezielte Manipulation der Umgebung oder der Tiere selbst veranschaulicht er ureigene Grundbedürfnisse und Verhaltensweisen, die alle Lebewesen aufzeigen.  Die Reaktion der Tiere, beziehungsweise deren Spurenbilder, stehen dabei oft metaphorisch für das Verhalten von Menschen. So werden beispielsweise Schnecken zum Sinnbild einer Massenbewegung, die sich nur aus dem Prinzip des Energiebedarfs ergibt. Ohne jegliche Kommunikation der Tiere untereinander bewegen sie sich, durch eine gezielte Veränderung des Untergrunds, in die gleiche Richtung, und nehmen kollektiv den Weg des geringsten Widerstands.

Maximilian Prüfer, *1986 in Weilheim 

Ausstellungen (Auswahl) 

2023 First Alphabet; Galerie Kandlhofer, Wien
2023 Fruits of Labour, Weltmuseum Wien, Wien
2021 INWELT, Galerie Kandlhofer, Wien
2020 WIR, Kugelmühle, Mühlbach 
2019, Bien, Museum Oberschönenfeld
2018 Vieh, Sotheby’s, München


Maximilian Prüfer im Bestand der Sammlung

Maximilian Prüfer ist ein deutscher Konzeptkünstler. Er entwickelt aufwendige Verfahren, in denen er die Spuren von Insekten auf Papier überträgt und so zeigt, wie sie sich in bestimmten Strukturen bewegen.

NEWS – November 2022 – Benefizauktion der Pinakothek der Moderne – Maximilian Prüfers „Snailpicture 15-05-22“ löst eine Bieterschlacht aus. 

Prüfer studiert für seine Spurenbilder Phänomene aus der Natur sowie Verhaltensweisen von Tieren, meist Insekten. Durch eine gezielte Manipulation der Umgebung oder der Tiere selbst veranschaulicht er ureigene Grundbedürfnisse und Verhaltensweisen, die alle Lebewesen aufzeigen. Die Reaktion der Tiere, beziehungsweise deren Spurenbilder, stehen dabei oft metaphorisch für das Verhalten von Menschen im Bezug zur Gesellschaft.

Mittels einer von ihm entwickelten Technik, der „Naturantypie“, lässt Prüfer feinste Spuren aus der Natur sichtbar werden, beispielsweise Spuren von Schnecken oder Ameisen, Flügelschläge von Nachtfaltern oder den Aufprall von Regentropfen.

So werden beispielsweise Schnecken zum Sinnbild einer Massenbewegung, die sich nur aus dem Prinzip des Energiebedarfs ergibt. Ohne jegliche Kommunikation der Tiere untereinander bewegen sie sich, durch eine gezielte Veränderung des Untergrunds, in die gleiche Richtung, und nehmen kollektiv den Weg des geringsten Widerstands.

Neben der Technik der Naturantypie entwickelte Maximilian Prüfer ebenfalls die Technik des „Schmetterlingsdrucks“ – ein Verfahren, das die Übertragung der Pigmentschuppen von Schmetterlingen auf Papier ermöglicht. Die Schmetterlinge werden dabei von einem Objet trouvé zu einem naturalistischem Abdruck, der sowohl die Frage nach der Urheberschaft der Arbeit stellt, als auch den evolutionären Prozess illustriert, in dem er das „Bild“ mit seinen Ursprüngen von Entwicklungsprozessen und Umwelteinflüssen darstellt.

Youtube Video Maximilian Prüfer „Die Muster der Natur“

Maximilian Prüfer stellt bei Sotheby’s in München aus:

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